Münchner Merkur- Teil Ebersberg

Schreiner Matthias Weber-Janßen demonstriert die richtige Liegeposition auf dem Schlitten. Fotos: Stefan Rossmann

Donnerstag, 16. Februar 2012

Nervt Sie der Winter? Dann kennen Sie diese Schlitten nicht

Glonn – Schlitten gibt es viele – doch diese Rennmaschinen aus Eschenholz sind einzigartig. Matthias Weber-Janßen (35) aus Glonn stellt sie her. Ein Werkstattbesuch.

„Vor einer scharfen Kurve müssen die Füße in den Schnee, sonst nie“, erklärt Matthias Weber-Janßen und stampft mit beiden Füßen auf den Boden seiner Schreinerei in Grasbrunn. Er sitzt, nein liegt, nur wenige Zentimeter über dem Holzboden auf seinem selbstgebauten Holz-Sportrodel und fährt den rechten Arm aus. „Wenn es scharf nach rechts geht, kommt die Hand in den Schnee.“

Winterzeit ist für den Glonner Rodelzeit. Nicht nur, weil der 35-Jährige dann viel Zeit auf Naturrodelbahnen verbringt, sondern weil er seit zehn Jahren die Wintermonate mit der Herstellung von Sportrodeln verbringt. Seine selbst erfundene Dreipunktlagerung, die den Rodel besonders flexibel macht, hat er sogar schon patentieren lassen. Drei Schrauben, eine in der vorderen Querverstrebung, zwei in der hinteren, machen den hölzernen Schlitten extrem beweglich.

Durch das verwendete Eschenholz ist der Rodel sehr biegsam. „Wenn man eine dünne Leiste davon hat, kann man einen Knoten in Esche machen“, erklärt der Schreinermeister und holt eine Leiste Holz aus der Ecke. „Das ist Buche. Die hat kurze Fasern und bricht deshalb sehr schnell“, sagt er, während das Holz knackt und mit wenig Kraftaufwand zerbricht.

Vor zehn Jahren verbrachte der 35-Jährige den Winter in Indien. Als er wiederkam, erinnert sich Weber-Janßen, seien seine Schreinerkontakte ein wenig eingeschlafen. „Ich hatte keine Aufträge.“ Um den Kopf frei zu bekommen, ging Weber-Janßen mit einem Freund rodeln. Er kaufte sich einen neuen Schlitten, um festzustellen „was für ein Schrott das Teil war“. Zehn Prototypen später hatte der zweifache Vater Gewissheit, dass sein eigener Rodel viel besser ist. Mit jedem Modell wuchs die Gier nach weiteren Verbesserungen, bis er schließlich einen Rodel hatte, „der wirklich gut genug war, um ihn dauerhaft zu fahren“.

Seitdem verbessert sich das Geschäft mit den Holzgefährten von Jahr zu Jahr. Anfangs war es noch ein Hobby, eher ein Draufzahlgeschäft. Mittlerweile kann Matthias Weber-Janßen im Winter vom Verkauf der Rodel leben. 470 bis 600 Euro kostet ein Exemplar. „Das ist viel Geld, das ich nur verlangen kann, weil jeder Rodel so gut gebaut ist, wie ich ihn für mich selbst bauen würde. Für den Preis muss er auch top sein“, sagt der Bewohner des Weilers Adling.

Die Sitzfläche besteht aus doppelt verklebtem Kautschuk, der mit einer Gewebefolie im Inneren verstärkt ist. Die Kufen sind aus speziellem Stahl, der auch im Rennsport verwendet wird. Auf ihnen läuft der Rodel wie auf Schienen – auch durch scharfe Kurven. Statt auf dem Eis zu driften und Geschwindigkeit zu verlieren, wird der Schlitten dort sogar noch schneller. „Auf einer sehr schönen Bahn in der Schweiz habe ich im Flachstück mal 69 Stundenkilometer auf der Geschwindigkeitsanzeige gehabt“, sagt Weber-Janßen stolz.

Normalerweise baut der 35-Jährige Schränke, Türen oder Treppengeländer. Diesen Winter hat er 38 Rodel gebaut – neuer persönlicher Rekord. Neuerdings hat er sogar einen familienfreundlichen Rodel im Repertoire: Zwischen den vorderen Holmen ist eine zusätzliche Sitzfläche gespannt, auf der ein Kleinkind Platz hat. Seine Rodel-Passion will der Schreinermeister weitervermitteln. Im Winter lässt er regelmäßig Interessenten auf seinen Rodeln Probe fahren und gibt ihnen Tipps für die richtige Fahrtechnik.

Seine Rennmaschinen beschriftet Weber-Janßen mit „Magnus Rodelsport“. Magnus ist sein zweiter Vorname. „Ich dachte mir, dass der für was gut sein muss“, sagt der Rodelbauer.

Von Johannes Markmann